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In der U-Bahn treffen wir eine alte Schulkollegin von mir. Wir haben beide unser Eis in der Hand, obwohl es draußen regnet. Aber jeder kann ein Eis essen, wenn die Sonne scheint - erst im Regen zeigt sich, wer härter ist als alle anderen. Sie sieht wie immer bezaubernd aus, mit ihrem Bank-Outfit.
Und auch sexy.
Dreck. Muss mich wieder auf das Eis konzentrieren - ist besser so.
Die Schulkollegin mal wieder zu sehen ist auch schön. Auch wenn ich bei sowas oft nicht weiß über was ich reden soll, so läuft das dieses Mal doch ziemlich gut. Meine Eis essende Reisegefährtin hilft dabei, denn sie nimmt am Gespräch teil. Das tut sie immer, sie schafft es irgendwie immer, mit Fremden über irgendwas zu reden. Sie tut sich da nicht schwer - und das mag ich an ihr. Sie redet mit der ehemaligen Schulkollegin. Ich finde es immer interessant, wie die Leute auf uns beide reagieren.
Es ist immer merkwürdig, solche... Welten aufeinander treffen zu sehen. Leute die man schon ewig kennt und nur ganz selten sieht, treffen auf Leute die man verhältnismäßig kurz kennt und trotzdem so wichtig sind.
Die Schulkollegin glaubt sicher dass ich mit ihr zusammen bin. Vor allem als sie mit der Schulkollegin über mich redet: "Er erzählt mir ständig dass er in Wien den und die aus dem Waldviertel getroffen hat, das is echt arg". Das klingt so als ob wir... nun ja... ständig in Kontakt miteinander sind. Was ja auch stimmt.
Nur nicht - so.
Und das suckt. Wie immer.

Aber trotzdem ist diese ganze U-Bahn-Fahrt irgendwie ziemlich cool.

Ich bin dankbar. Für das Eis. Dafür, dass ich nicht alleine heimfahren hab müssen. Ich bin dankbar für sie - dafür dass sie über mich erzählen kann, dass sie mich kennt - und dass sie da ist, zum Zuhören. Und dass wir einander fehlen, wenn wir nicht da sind. Jedes Mal. Und dass wir beide so blöd sind, wie wir eben sind. Auf dieselbe Art und Weise. Ich schätze, manchmal bin ich wohl doch leichter zufrieden zu stellen als ich immer glaube.

Es war ein grauenvoller Tag und als ich aus der U-Bahn steige und ich sie vor dem Eissalon stehen sehe, da leuchtet irgendwas in mir, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Als ich stirnrunzelnd in den Himmel sehe und feststelle dass es regnet, beginnt sie zu grinsen, weil sie mich dabei beobachtet.
Nach diesem Tag, da ist jedes grinsende, bekannte, weibliche Gesicht das mir über den Weg läuft allein schon Balsam für die Seele.

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